Lennart Ganninger



Nigel Richards

Im Jahr 2015 machte Nigel Richards Schlagzeilen, als er die französischsprachige Scrabble-Meisterschaft gewann. Das Besondere: Er spricht kein Französisch. Das allein ist eine unglaubliche Leistung, kratzt aber nur an der Oberfläche seines Genies. Was macht sein Spiel so besonders, wie kann jemand ein Wörter-Spiel in einer fremden Sprache gewinnen und wieso ist es unmöglich, dass er betrügt?

Als der gebürtige Neuseeländer im Belgischen Louvain-La-Neuve zur frankophonen Meisterschaft antrat, war er kein Unbeschriebenes Blatt in der Scrabble-Welt. 2013 gewann er die englischsprachige Weltmeisterschaft zum dritten Mal und die US-Meisterschaft zum sechsten Mal. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits der erfolgreichste Scrabble Spieler der Welt. Dennoch stellt sich die Frage, wie es gelingen kann in einer anderen Sprache Scrabble zu spielen.

Scrabble ist per se kein Sprach-Spiel. Zwar wird mit Buchstaben gespielt, jedoch geht es einzig darum, so effizient wie möglich legale !!! Züge zu spielen. Zur Bestimmung eines legalen Zuges dient das Wörterbuch: Gewissermaßen die längste Spielanleitung der Welt. Nigel Richards lernte zur Vorbereitung auf das Turnier alle Wörter des französischen Scrabble-Wörterbuchs bis zu zehn Buchstaben auswendig. Das sind mehr als 167.000. Doch damit nicht genug: Dieses Meisterstück vollzog er in nur neun Wochen.

Das klassische Scrabble wird im Französischen erst seit 2006 bei der WM ausgetragen. Weitaus beliebter ist die Variante „Duplicate“. In dieser Version spielt jeder Teilnehmer für sich, aber alle mit den gleichen sieben Buchstaben und identischem Spielbrett. Die Aufgabe besteht darin jede Runde den bestmöglichen Zug zu spielen. Im Anschluss wird dieser für Alle offengelegt und es geht mit dem aktualisierten Spielbrett weiter. Die Punktedifferenz zwischen der eigenen und perfekten Lösung wird jedem Spielen angeschrieben. Dadurch wird das Zufallselement des klassischen Scrabbles komplett negiert.

Nigel Richards gewann sechs französischen Dublicate Turnieren. Dreimal „Elite“ (3 Minuten Bedenkzeit pro Runde) und dreimal „Blitz“ (1 Minute Bedenkzeit pro Runde). Seine dominanteste Leistung erreichte er 2018 im Elite Duplicate: Er fand jede Runde den perfekten Zug und Beendete das Turnier mit null Fehlerpunkten. 

Beim klassischen Scrabble, egal welcher Sprache, liegt Richards stärke vor allem im Endspiel. Dieses beginnt, sobald keine weiteren Spielsteine mehr nachgezogen werden können. Die Spieler wissen durch ihren Wertungsbogen genau, welche Buchstaben der Gegenspieler vor sich hat. Gerade in dieser Phase ist Taktik elementar. So muss nicht nur die eigene Punktzahl maximiert, sondern auch die gegnerische minimiert werden. 


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